Die U21-Europameisterschaft läuft bis dato hervorragend für das deutsche Team. Im letzten Gruppenspiel wartet nun Italien auf die DFB-Elf im Marshal Jozef Pilsudski Stadion in Krakau. Der erfolgreiche Turnierverlauf bis hierhin ist auch der Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball zu verdanken – und einigen Studenten.
Zwei Spiele, zwei Siege – der bisherige Turnierverlauf der Fußball-Europameisterschaft in Polen könnte für die junge DFB-Elf kaum besser sein. Vor allen Dingen im letzten Spiel überzeugten unsere Nachwuchsfußballer mit einem beeindruckenden Hurra-Fußball sowie einem klaren 3:0-Erfolg.
Im nächsten Gruppenspiel erwartet die Truppe um Trainer Stefan Kuntz nun Italien, das überraschend gegen die Tschechen, die im ersten Spiel gegen das deutsche Team knapp mit 2:1 verloren, Punkte lassen musste.
Das Halbfinale ist dem deutschen Team um Jungstars wie Max Meyer oder den Neu-Bayern Serge Gnabry so gut wie sicher. Dass das EM-Turnier bis hierhin so gut verläuft, ist natürlich auch der hervorragenden Jugendarbeit geschuldet, in die nach dem Debakel der Fußball-Herren bei der EM 2000 am meisten Geld und Aufmerksamkeit investiert wurde.
Der Triumph bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien zeugt von der Effizienz, mit der die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) diese Aufgabe angegangen sind. Speziell bei der aktuellen EM der Nachwuchstalente in Polen konnte aber auch eine andere Seite einen Teil zur Vorbereitung beitragen.
U21 kickte gegen Studentenauswahl
Einige kennen sie nur aus dem TV, aus Magazinen, Zeitungen oder von Fußballwetten aus dem Internet. Nun standen sie tatsächlich gegen einige gestandene Bundesligaprofis selbst auf dem Fußballplatz und durften sich mit dem Team messen, das sich anschickt, schon bald der neue U21-Europameister zu sein.
Im Rahmen des U21-Trainingslagers zur EM-Vorbereitung in Grassau am Chiemsee durfte sich nämlich eine Amateur-Auswahl, die sich gänzlich aus Studenten zusammensetzt, gegen die Mannschaft messen, die derzeit beim EM-Turnier für Furore sorgt.
Wenn man sich auf eine Europameisterschaft vorbereitet, dann will man sich nicht unbedingt mit den Studenten an einen Tisch setzen und ein Bier trinken. Das sind schon andere Voraussetzungen als bei uns.
Steffen Wohlfarth, ehemaliger Student des Wirtschaftsingenieurwesens und Kapitän der Amateurauswahl
Die Amateur-Kicker schlugen sich unterdessen gar nicht so schlecht. Zwar verlor man am Ende mit 0:4, trotzdem zeigte die Studenten-Nationalmannschaft eine ordentliche Leistung, zumal sich viele der Spieler gar nicht kannten und zuvor lediglich 45 Minuten zusammen trainierten.
Video: Das U21-Team des DFB kickt gegen die Studenten-Nationalmannschaft.
Ganz nebenbei wollten sich bei der U21 einige Profis auch noch für die anstehende Aufgabe in Polen empfehlen. Von einem reinen Freundschaftskick konnte also nicht die Rede sein. Und zumindest bis zur Halbzeit konnten die Studenten gut mithalten. Lediglich ein Tor kassierte man in der ersten Hälfte, bevor dann doch die Kräfte nachließen.
Testspiele und Jugendarbeit wichtig für deutschen Fußball
Natürlich hatte das Testspiel nur einen relativ geringen sportlichen Wert. Allerdings zeigte sich auch, dass nicht nur im Profifußball, sondern auch im Amateurbereich viele talentierte Jungfußballer zu finden sind. Möglich macht dies die seit der Jahrtausendwende intensiv geförderte Jugendarbeit im deutschen Fußball.
36 Leistungszentren existieren derzeit, die von den Vereinen der 1. und 2. Bundesliga unterhalten werden und wo die Verantwortlichen stets auf der Suche nach neuen und jungen sowie talentierten Nachwuchskräften sind, den Weltmeistern von übermorgen sozusagen.
Der deutsche Fußball, vor 17 Jahren noch als „alt und unmodern“ verschrien, hat sich mittlerweile zu einem Paradebeispiel für effektive Fußball-Jugendarbeit und technisch anspruchsvollen sowie taktisch versierten Ballsport entwickelt.
Mittlerweile kooperieren viele Profivereine mit Schulen und sogar mit Universitäten. Der DFB wird zudem von der Uni Tübingen sportwissenschaftlich begleitet – ein weiteres Indiz dafür, welch hoher Standard und Professionalitätsgrad mittlerweile im deutschen Fußball vorzufinden sind.
Gelder sollen Anreize schaffen
Ebenso wie junge Forschungsprojekte aus der Wissenschaft Gelder benötigen, ist natürlich auch die Talentförderung des DFB mit einigen Kosten verbunden. Dies gilt gerade für Amateurvereine. Seit 2006 hat der DFB über 3 Mio. Euro an Amateurvereine ausgeschüttet.
Ein finanzieller Bonus wird gewährt, sofern es ein Spieler des Amateurvereines einmal in eine der U-Nationalmannschaften des DFB schafft. Dies soll für die Vereine Anreize schaffen, mehr in die Talentförderung in den Kreisen, Bezirken und Ländern zu investieren.
Bislang gelingt dies sehr gut. Dies zeigte die EM 2016 in Frankreich: Von den 23 Spielern, die in unserem Nachbarland dabei waren, begannen 20 Spieler ihre Karriere bei einem Amateurverein. 1.300 Stützpunkte und wöchentlich 14.000 neue registrierte Talente sollten dafür Sorge trage, dass Deutschland auch zukünftig beim Fußball zur Weltspitze gehört.
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Jochen Klein
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