1960 wurde in Frankreich erstmals eine Fußball-Europameisterschaft ausgetragen. Damals und vier Jahre später 1964 in Spanien hieß das Ereignis noch Europapokal der Nationen. Erst ab 1968 wurde der Kampf um den Coupe Henri-Delaunay offiziell als Fußball-Europameisterschaft bezeichnet. Obwohl Deutschland in der Folgezeit zur erfolgreichsten Mannschaft bei Europameisterschaften wurde, haben sie an diese EM keine guten Erinnerungen. Als Vizeweltmeister in die Qualifikation gestartet, reichte das 0:0 gegen Albanien im abschließenden Gruppenspiel nur zum zweiten Platz hinter Jugoslawien und die Endrunde wurde verpasst. Auch die DDR belegte in der Qualifikationsgruppe 5 nur den zweiten Platz hinter Ungarn, ließ dabei aber die späteren Europameister Niederlande und Dänemark hinter sich. Auch in den folgenden Jahren bis zur Wende sollte es den DDR-Kickern versagt bleiben, jemals die Endrunde einer EM zu erreichen.
Gruppe 4 | Gruppe 5 | ||||||
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Land | Punkte | Tore | Diff. | Land | Punkte | Tore | Diff. |
Jugoslawien | 6:2 | 8:3 | +5 | Ungarn | 9:3 | 15:5 | +10 |
BRD | 5:3 | 9:2 | +7 | DDR | 7:5 | 10:10 | ±0 |
Albanien | 1:7 | 0:12 | -12 | Niederlande | 5:7 | 11:11 | ±0 |
Dänemark | 3:9 | 6:16 | -10 |
Sportwettenanbieter wie Tipico profitieren von sportlichen Großereignissen
Bei Welt- und Europameisterschaften schauen sich auch viele Leute die Spiele an, die sonst nicht so fußballbegeistert sind. Genauso ist es im Bereich Fussball-Wetten. Zu den regelmäßigen Wettern gesellen sich jetzt auch die „Ab-und-zu-Wetter“. Sie betrachten derlei Turniere als gesellschaftliches Ereignis, das für viel Gesprächsstoff sorgt und wollen natürlich nicht außen vor bleiben. Um mitreden zu können, gibt auch diese Personengruppe gern mal einen Wettschein ab und tippt auf den Sieger. Nicht selten handelt es sich dabei um einen angeblichen Außenseiter. Dass die Chancen auf einen Außenseitersieg nicht schlecht stehen, hat die Historie der Europameisterschaften gezeigt. Es gab einige unerwartete Sieger, die die Buchmacher eher im unteren Bereich ihrer Favoritenlisten führten. Für die EM 2016 haben die Sportwettenanbieter Gastgeber Frankreich und den amtierenden Weltmeister Deutschland zum Favoriten erhoben. Wer daraus aber Kapital schlagen will, sollte vorsichtig sein. Bei 14 Europameisterschaften konnten erst dreimal der Gastgeber und zweimal der amtierende Weltmeister gewinnen. Der Titelverteidiger konnte sogar nur einmal seinen Triumph wiederholen.
Hier einige Überraschungssieger:
- EM 1976 in Jugoslawien: Die Tschechoslowakei galt zwar als Geheimfavorit, weil sie in der Qualifikation England ausschaltete. Dass sie aber das Finale gegen den amtierenden Weltmeister gewinnen würde, war für die Experten doch eine Überraschung.
- EM 1992 in Schweden: Dänemark schaffte das Kuriosum, Europameister zu werden, ohne sich für die EM qualifiziert zu haben. In Gruppe 4 belegten die Dänen nur Platz 2 hinter Jugoslawien. Da nach dem Ausbruch der Jugoslawienkriege Jugoslawien aber kurzfristig ausgeschlossen wurde, fuhr Dänemark zur EM und wurde überraschend Europameister.
- EM 2004 in Portugal: Die Gewinn Griechenlands unter dem deutschen Trainer Otto Rehhagel war eine echte Sensation. Die Minimalisten schafften in der Finalrunde mit drei 1:0-Siegen gegen Frankreich, Tschechien und im Finale gegen Portugal die Überraschung. Im Halbfinale gewann Griechenland in der Verlängerung durch das letzte Silver Goal der EM-Historie (das Spiel ist nicht wie beim Golden Goal sofort beendet, sondern erst nach der ersten Halbzeit der Verlängerung).
Rekorde und Statistisches der EM-Historie
In 55 Jahren EM-Geschichte ist viel passiert, auf dem Platz und auch neben dem Platz. Wir haben einige informative Fakten zusammengestellt, die einen Überblick über die Entwicklung der Europameisterschaften geben.
Geld verdienen mit der EM
Die Teilnahme an der EM-Endrunde war für die deutschen Nationalspieler ab 1996 recht lukrativ. Erhielt jeder Spieler damals noch 50.000 Euro für den Titelgewinn, waren 2012 schon 300.000 Euro ein wesentlicher Motivationsfaktor.
Tore, Gegentore und Spiele
Fakt | Bestwert |
---|---|
die meisten Spiele eines Spielers | Lilian Thuram (FRA) und Edwin van der Sar (NL) bestritten insgesamt 16 Spiele. |
die meisten Tore eines Spielers | Michel Platini (FRA) schoss 1984 insgesamt 9 Tore (davon 2 Dreierpacks) |
die meisten Tore einer Mannschaft | Deutschland hat mit 65 Toren die meisten Endrundentore geschossen. |
die meisten Gegentore einer Mannschaft | Deutschland hat mit 45 Toren auch die meisten Gegentreffer kassiert. |
die meisten Teilnahmen einer Mannschaft | Deutschland hat von 14 Endrunden an 11 teilgenommen – Rekord. |
die meisten Unentschieden einer Mannschaft | Italien spielte bei 8 Endrundenteilnahmen mit 33 Spielen insgesamt 15x unentschieden. |
Mannschaft mit der längsten Niederlagenserie | Jugoslawien verlor zwischen 1968 und 1984 sechs Spiele |
höchste durchschnittliche Zuschauerzahl | Die EM 1988 in Deutschland sahen durchschnittlich 62.379 Zuschauer im Stadion. |
Spiel mit der höchsten Zuschauerzahl | 1964 sahen das Finale der EM zwischen Spanien und der Sowjetunion (2:1) 79.700 Zuschauer im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid. |
Zeitleiste der Modusänderungen
Kuriositäten am Rande der Europameisterschaften
Sportliche Großereignisse stoßen immer auf ein großes Interesse bei den Medien und Zuschauern. Es ist nur natürlich, dass sich dabei auch kuriose Begebenheiten zutragen. Wir haben fünf amüsante Anekdoten rund um die Geschichte der Europameisterschaften zusammengetragen.
Münzwurf macht Italien zum Europameister
Das Halbfinalspiel bei der EM 1968 zwischen Italien und der Sowjetunion fand auch nach 120 Minuten Spielzeit keinen Sieger. Da zu dieser Zeit noch kein Elfmeterschießen im Reglement vorgesehen war, musste eine Münze über den Sieger entscheiden. Schiedsrichter der Partie war der Deutsche Kurt Tschenscher. Ursprünglich wollte er den entscheidenden Münzwurf im Mittelkreis durchführen. Nach Intervention der Verbandspräsidenten beider Länder, die auf einen geschlossenen Raum bestanden, einigte man sich schließlich auf die Schiedsrichterkabine. Neben Tschenscher waren der sowjetische Verbandspräsident Walentin Granatkin und sein italienischer Kollege Artemio Franchi anwesend. Die Mannschaftskapitäne Giacinto Facchetti und Juri Istomin mussten vor der Kabine warten. Auf dem Spielfeld warteten die restlichen Spieler. Granatkin verlangte erst einen Probewurf. Bei diesem hätte die Sowjetunion als Sieger festgestanden. Der alles entscheidende zweite Wurf sah dann Italien als Sieger und sie kamen ins Endspiel. Es war die letzte Münzwurfentscheidung überhaupt auf internationaler Ebene. Auch das Finale gegen Jugoslawien endete nach Verlängerung unentschieden. Zwei Tage später gab es ein Wiederholungsspiel, das Italien mit 2:0 gewann.
„Teilnahme an der EM ist Zeitverschwendung.“
Diese Ansicht des deutschen Nationalmannschaftstrainers Sepp Herberger war der Grund dafür, dass Deutschland an den ersten beiden Europameisterschaften nicht teilnahm. Er bevorzugte die Strategie der Vorbereitung auf die WM ohne dieses Turnier. Nach der WM erkannte sein Nachfolger Helmut Schön die Wichtigkeit dieses Turniers, konnte sich aber mit seinem Team für die EM 1968 in Italien nicht qualifizieren.
Ronald Koeman benutzt das Trikot von Olaf Thon als Klopapier
Zu dieser respektlosen Geste kam es 1988 bei EM in Deutschland im Hamburger Volksparkstadion. Nach Beendigung der Halbfinalpartie, die Holland 2:1 gewinnen konnte, tauschten Thon und Koeman die Trikots. Demonstrativ wischte sich Koeman mitten auf dem Platz damit den Allerwertesten ab und provozierte fast Zuschauerausschreitungen. Später entschuldigte er sich dafür.
Dudelsack kontra Kuhglocke
Ungerecht behandelt fühlten sich die schottischen Fans bei der EM 1996 in England. Ihre Dudelsäcke, mit denen sie ihr Team unterstützen wollten, wurden von den Ordnern nicht zum Spiel zugelassen. Die riesigen Kuhglocken der Schweizer Fans dagegen schon. Die Schotten gewannen das Spiel 1:0. Genützt hat es ihnen aber nichts. Sie schieden in der Vorrunde trotzdem aus.
Eines der spannendsten Spiele der EM-Geschichte…
… war das letzte Spiel der Gruppe A bei der EM 2008 in Portugal zwischen der Türkei und Tschechien. Die Tschechen führten bis fünfzehn Minuten vor Schluss durch Tore von Koller und Plašil mit 2:0. In der 75. Minute gelang den Türken durch Turan der Anschlusstreffer. Drei Minuten vor Schluss durch Kahveci der 2:2-Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt waren beide Teams in der Tabelle punkt- und torgleich und ein Elfmeterschießen sofort nach dem Spiel hätte die Entscheidung über das Weiterkommen bringen müssen. Der Türkei gelang aber in der 89. Minute noch das 3:2 wiederum durch Kahveci. Die Nachspielzeit dauerte fast 6 Minuten. Der türkische Torwart Demirel wurde in der 92. Minute wegen einer Tätlichkeit des Feldes verwiesen. Das Auswechselkontingent war ausgeschöpft. Feldspieler Tuncay musste ins Tor. Den Tschechen boten sich noch mehrere Großchancen zum Ausgleich. Dieser gelang aber nicht mehr und Tuncay blieb das Elfmeterschießen erspart.
Jochen Klein
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