Das Champions-League-Viertelfinale ist in vollem Gange. Wer holt sich den berüchtigten Henkelpott 2016? Sind „MSN“ wieder unaufhaltsam und schießen Barca zur Titelverteidigung? Oder gibt es endlich die Krönung für Guardiolas Bayern? Neben den beiden üblichen Verdächtigen sind aber auch noch einige andere spannende Teams im Rennen. Die letzten acht im Check!
FC Barcelona: MSN immer noch überragend – gibt es zum ersten Mal eine Titelverteidigung?
Seit Jahren ist der FC Barcelona im europäischen Klubfußball das Maß aller Dinge. 2006, 2009, 2011, 2015 – in den letzten 10 Jahren ging der Henkelpott vier Mal nach Katalonien. Wer die Dominanz der „Blaugrana“, die goldene Generation um Messi, Iniesta und Piqué nach dem Abgang von Kult-Coach Pep Guardiola und der Demütigung durch den FC Bayern im Halbfinale 2013 (0:4 in München, 0:3 zuhause) schon für beendet erklären wollte, wurde im Juli 2015 eines besseren belehrt. Luis Enrique hat Barca neues Leben eingehaucht, Busquets und Iniesta ziehen wieder wie gewohnt die Fäden im Mittelfeld, die Abwehr steht und vorne hat sich mit Neymar, Suarez und Messi ein Dreigestirn zusammengefunden, das sich blind versteht und Angst und Schrecken verbreitet. Unterm Strich stand nach einer überragenden Runde das Triple.
„MSN“: Zwei überragende Saisons
2014/15
Spiele | Tore | Vorlagen | |
Messi | 57 | 58 | 31 |
Neymar | 51 | 39 | 12 |
Suarez | 43 | 25 | 24 |
Gesamt | 151 | 112 | 67 |
2015/16 (Stand: 6.4.16)
Spiele | Tore | Vorlagen | |
Messi | 40 | 37 | 19 |
Neymar | 40 | 27 | 26 |
Suarez | 45 | 45 | 22 |
Gesamt | 125 | 109 | 67 |
Auch in dieser Saison läuft es bei Barcelona: Die Liga führt man souverän an, sechs Punkte Vorsprung vor Atletico, sieben vor Real Madrid, die in der Hinrunde beim 4:0 im Bernabeu vorgeführt wurden. Im Rückspiel setzte es jüngst eine 1:2-Pleite für Barca – ein Ausrutscher. So hofft man bei den Katalanen zumindest, im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gab es gleich die richtige Antwort: Atletico Madrid wurde über weite Strecken dominiert, und auch wenn das 2:1 zuhause keine optimale Ausgangsposition fürs Rückspiel ist: Die Titelverteidigung haben Messi & Co. fest im Visier. Noch nie gelang es einer Mannschaft, ihren Titel in der Königsklasse zu verteidigen. Kann Barca den Bann brechen? Die Buchmacher glauben daran, mit einer Quote von 1:2,5 (tipico) werden die Katalanen als Top-Favorit gehandelt.
FC Bayern: Guardiolas Bayern – ohne Henkelpott auf ewig unvollendet
Direkt dahinter handeln die Quotenmacher den FC Bayern München, mit einer Quote von 1:3,2 (tipico). Die Münchener haben im Achtelfinale den Vorjahresfinalisten Juventus Turin niedergerungen und dabei ihre gesamte Klasse unter Beweis gestellt. Gegen Benfica Lissabon gab es im Viertelfinal-Hinspiel ein hart erkämpftes 1:0 zuhause – ein hauchdünner Vorsprung für das Rückspiel. Doch am Weiterkommen zweifelt an der Säbener Straße keiner, warum auch. Schließlich läuft es in den anderen Wettbewerben ebenso prächtig. Im Pokal steht man im Halbfinale (19. April, gegen Werder Bremen), in der Bundesliga liegt man dank 23 Siegen aus 28 Spielen fünf Punkte vor Borussia Dortmund und hat alle Trümpfe in der Hand, um zum vierten Mal in Folge die Schale nach München zu holen.
Das große Plus des deutschen Rekordmeisters ist der extrem breite Kader. Pep Guardiola kann seinen Spielern genug Pausen gönnen, damit sie in den entscheidenden Spielen am Saisonende noch bei Kräften sind. Selbst wenn ein Arjen Robben verletzt ausfällt, kann der katalanische Coach immer noch ruhigen Gewissens Vidal oder Costa schonen, wie zuletzt beim Bundesliga-Spiel gegen Frankfurt (1:0). Das Ganze geht ohne Qualitätsverlust, Guardiola hat trotz Verletzungssorgen immer an die 20 Weltklassespieler zur Verfügung, die er offensichtlich mehr oder weniger frei wählbar rotieren lassen kann, ohne dass ein Bruch im Spiel entsteht.
Für Guardiola, der seinen Abgang zu Manchester City im Sommer schon angekündigt hat, wäre der Königsklassen-Triumph die Krönung auf seine dreijährige Bayern-Zeit. Nach dem Triple 2013 als Nachfolger von Jupp Heynckes angetreten, scheiterte Guardiolas Bayern in den Jahren 2014 und 2015 jeweils im Halbfinale – an den späteren Titelträgern Real Madrid und Barcelona. Ohne Henkelpott würde die sonst extrem erfolgreiche Amtszeit des Pep Guardiola beim FC Bayern wohl als unvollendete gelten. Der Trainer wird trotz seiner laufenden Planungen für seinen neuen Klub alles dafür geben, sich diesen Makel nicht anzuheften.
Für die Wett-Experten scheint es tatsächlich nur eine Sache zwischen diesen beiden Teams zu sein, wer in diesem Jahr die Königsklasse für sich entscheidet: Die Quote auf ein Finale zwischen beiden ist 1:3. Zum Vergleich: Sollte es zu einer Clásico-Auflage des Finales mit Real gegen Barca kommen, bekommt der geneigte Wetter für jeden eingesetzten Euro zehn raus. Freilich kann das Los auch auf ein Halbfinale zwischen den beiden FCBs entscheiden. Dann dürften sich die Quoten wohl etwas ändern.
Die Anderen: PSG, ManCity, Real Madrid und die Außenseiter: Viel Licht, viel Schatten
Gibt es einen lachenden Dritten? Unwahrscheinlich, aber möglich. Bei den anderen Anwärtern, die noch im Rennen sind, gab es neben viel Licht auch schon viel Schatten zu bewundern. Real Madrid etwa fing sich gegen das vermeintliche Glückslos VfL Wolfsburg im Viertelfinal-Hinspiel eine unnötige 0:2-Pleite und benötigt einen Kraftakt, um überhaupt unter die letzten vier zu kommen. Dass man selbst Barca aber an einem guten Tag und mit ein wenig Glück schlagen kann, zeigte das Star-Ensemble dafür erst wenige Tage zuvor im Clásico (2:1).
Paris Saint-Germain, das man möglicherweise als Geheimfavorit bezeichnen könnte, spielte sein Viertelfinal-Hinspiel nur 2:2 unentschieden zuhause gegen Manchester City, obwohl man die klar bessere Mannschaft war. Auch für PSG wird das Weiterkommen jetzt ein hartes Stück Arbeit. Manchester City dagegen hat die besten Karten, es erstmals ins Halbfinale zu schaffen, dass sie im Ernstfall nicht mit den ganz Großen mithalten können bewiesen die „Citizens“ schon. Von Barca wurden sie 2014/15 im Achtelfinale regelrecht vorgeführt. Ob es die Truppe von Trainer Pellegrini daraus gelernt hat, ist fraglich. Grund zur Hoffnung, dass es für den ganz großen Wurf reichen kann, gab zuletzt die Rückkehr von Spielmacher Kevin De Bruyne.
Dann sind da noch die Defensiv-Künstler von Atletico Madrid, die Überraschungs-Real-Besieger aus Wolfsburg und die Unberechenbaren von Benfica Lissabon. Dass sie ein Wort um den Titel mitreden können, glaubt wohl kaum einer. Dass im Fußball aber – auch heute noch – jederzeit alles möglich ist, beweist Leicester City in England gerade eindrucksvoll. Die Quote für ein Champions-League-Finale zwischen dem VfL Wolfsburg und Benfica Lissabon beträgt bei tipico übrigens 1:300. Ein solches Sensations-Finale gab es schon einmal, nämlich im Jahr 2004, als der FC Porto den AS Monaco besiegte und die Schwergewichte zuschauen mussten. Wir hätten nichts gegen eine Neuauflage!
Jochen Klein
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